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Schopenhauers Kosmos

 

 Traumdeutung.

Der keineswegs zufällige, oder angekünstelte, sondern dem Menschen natürliche Hang, über die Bedeutung gehabter Träume zu grübeln, hat seinen Grund in dem Glauben, dass es prophetische, fatidike Träume gibt, und dass die in das Gewand der Allegorie gehüllten Träume von dieser Art seien. (Vergl. unter Traum: Die prophetischen Träume.) Aus diesem Hang entsteht nun, wenn er gepflegt und methodisch ausgebildet wird, die Oneiromantik. Allein diese fügt die Voraussetzung hinzu, dass die Vorgänge im Traum eine feststehende, ein für alle Mal geltende Bedeutung hätten, über welche sich daher ein Lexikon machen ließe. Solches ist aber nicht der Fall. Vielmehr ist die Allegorie dem jedesmaligen Objekt und Subjekt des dem allegorischen Traum zum Grunde liegenden theorematischen Traums eigens und individuell angepasst. Daher eben ist die Auslegung der allegorischen fatidiken Träume größtenteils so schwer, dass wir sie meistens erst, nachdem ihre Verkündigung eingetroffen ist, verstehen, dann aber die ganz eigentümliche, dem Träumenden sonst völlig fremde, dämonische Schalkhaftigkeit des Witzes, mit welchem die Allegorie angelegt und ausgeführt worden, bewundern müssen. (P. I, 271 fg.)