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Schopenhauers Kosmos

 

 Ton.

I. Der physische Ton.

1) Analogie der sieben Töne der Tonleiter mit den sechs Hauptfarben.

(S. unter Farbe: Die Hauptfarben und ihr Schema.)

2) Was die Töne zum Stoff objektiver Anschauung und zur Bezeichnung der Begriffe eignet.

(S. unter Sinne: Was hauptsächlich die Empfindungen des Gesichts und Gehörs zum Stoff der objektiven Anschauung eignet.)

3) Störende Einwirkung der Töne auf den Geist.

(S. Lärm.)

4) Wirkung der Töne in der Musik.

(S. Musik.)

5) Warum ein Ton, um hörbar zu sein, sechzehn Schwingungen in der Sekunde machen muss.

Dass ein Ton, um hörbar zu sein, wenigstens 16 Schwingungen in der Sekunde machen muss, scheint daran zu liegen, dass seine Schwingungen dem Gehörnerven mechanisch mitgeteilt werden müssen; indem die Empfindung des Hörens nicht, wie die des Sehens, eine durch bloßen Eindruck auf den Nerven hervorgerufene Erregung ist, sondern erfordert, dass der Nerv selbst hin und her gerissen werde. Dieses muss daher mit einer bestimmten Schnelle und Kürze geschehen, welche ihn nötigt, kurz umzukehren, im scharfen Zickzack, nicht in gerundeter Biegung. Zudem muss Dies im Inneren des Labyrinths und der Schnecke vor sich gehen, weil überall die Knochen der Resonanzboden der Nerven sind; die Lymphe jedoch, welche daselbst den Gehörnerven umgibt, mildert, als unelastisch, die Gegenwirkung des Knochens. (P. II, 181 fg.)

6) Warum alle Töne des Nachts lauter schallen, als bei Tage.

(S. unter Licht: Antagonismus zwischen Licht und Schall.)

II. Der gesellschaftliche Ton.

1) Der sogenannte gute Ton.

Die Gesellschaft hat, um die echte, d. i. geistige Überlegenheit, welche sie nicht verträgt und die auch schwer zu finden ist, zu ersetzen, eine falsche, konventionelle, auf willkürlichen Satzungen beruhende und traditionell unter den höheren Ständen sich fortpflanzende, auch, wie die Parole, veränderliche Überlegenheit beliebig angenommen. Diese ist es, was der gute Ton, bon ton, fashionableness genannt wird. Wenn sie jedoch ein Mal mit der echten in Kollision gerät, zeigt sich ihre Schwäche. Zudem, quand le bon ton arrive, le bon sens se retire. (P. I, 447 fg.)

2) Der wahrhaft gute Ton.

Wenn man in der Gesellschaft nur erst den Aberglauben des ritterlichen Ehrenprinzips los wäre (vergl. unter Ehre: eine Afterart der Ehre) und an Stelle der nach diesem geltenden Überlegenheit die geistige Überlegenheit das ihr gebührende Primat erlangte; so würde dies den wahren guten Ton herbeiführen und der wirklich guten Gesellschaft den Weg bahnen, wie sie ohne Zweifel in Athen, Korinth, und Rom bestanden hat. Wer von dieser eine Probe wünscht, dem ist die Lektüre des Gastmahls des Xenophon zu empfehlen. (P. I, 407.)