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Schopenhauers Kosmos

 

 Tierschutz.

Ein Grundfehler des Juden- und Christentums ist, dass es widernatürlicher Weise den Menschen losgerissen hat von der Tierwelt, welcher er doch wesentlich angehört, und ihn nun ganz allein gelten lassen will, die Tiere geradezu als Sachen betrachtend. Der besagte Grundfehler ist eine Folge der Weltanschauung des Judentums. (Vergl. Judentum.) Der biblische Spruch: Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes ist unzulänglich. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist man dem Tiere schuldig. Der Schutz der Tiere fällt in Europa, welches vom foetor judaicus so durchzogen ist, dass die augenfällige Wahrheit: das Tier ist im Wesentlichen das Selbe wie der Mensch ein anstößiges Paradoxon ist, den ihn bezweckenden Gesellschaften und der Polizei anheim, die aber Beide gar wenig vermögen gegen die Rohheit des Pöbels. Die grausamste Tierquälerei sind die Vivisektionen, welche jeder Medikaster sich befugt hält, vorzunehmen, um angebliche Probleme zu entscheiden. Offenbar ist es an der Zeit, dass der jüdischen Naturauffassung in Europa, wenigstens hinsichtlich der Tiere, ein Ende werde und das ewige Wesen, welches, wie in uns, auch in allen Tieren lebt, als solches erkannt, geschont und geachtet werde. Es ist leider wahr, dass der nach Norden gedrängte Mensch des Fleisches der Tiere bedarf; man sollte aber den Tod solcher Tiere ihnen ganz unfühlbar machen durch Chloroform und durch rasches Treffen der letalen Stelle. Erst, wenn jene einfache und über allen Zweifel erhabene Wahrheit, dass die Tiere im Wesentlichen das Selbe sind, was wir, ins Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehen und der bösen Laune und Grausamkeit jedes rohen Buben preisgegeben sein; und wird es nicht jedem Medikaster frei stehen, jede abenteuerliche Grille seiner Unwissenheit durch die grässlichste Qual einer Unzahl von Tieren auf die Probe zu stellen.
Die Tierschutzgesellschaften brauchen in ihren Ermahnungen noch immer das schlechte Argument, dass Grausamkeit gegen Tiere zur Grausamkeit gegen Menschen führe; — als ob bloß der Mensch ein unmittelbarer Gegenstand der moralischen Pflicht wäre, das Tier bloß ein mittelbarer, an sich eine bloße Sache! (P. II, 396—404. E. 161 fg. 238—245. Vergl. auch unter Anatomie: Ethischer Nutzen des Studiums der Anatomie.)
Dass übrigens das Mitleid mit Tieren nicht so weit führen muss, dass wir, wie die Brahmanen, uns der tierischen Nahrung zu enthalten hätten, beruht darauf, dass in der Natur die Fähigkeit zum Leiden gleichen Schritt hält mit der Intelligenz; weshalb der Mensch durch Entbehrung der tierischen Nahrung, zumal im Norden, mehr leiden würde, als das Tier durch einen schnellen und stets unvorhergesehenen Tod. Ohne tierische Nahrung würde das Menschengeschlecht im Norden nicht einmal bestehen können. Nach dem selben Maßstabe lässt der Mensch das Tier auch für sich arbeiten, und nur das Übermaß der aufgelegten Anstrengung wird zur Grausamkeit. (E. 245. W. I, 440 Anmerk.)