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Schopenhauers Kosmos

 

 Tag.

1) Der Tag als ein kleines Leben.

Der Morgen ist die Jugend des Tages; Alles ist heiter, frisch und leicht; wir fühlen uns kräftig und haben alle unsere Fähigkeiten zur Disposition. Man soll ihn nicht durch spätes Aufstehen verkürzen, noch auch an unwürdige Beschäftigungen oder Gespräche verschwenden, sondern ihn als die Quintessenz des Lebens betrachten und gewissermaßen heilig halten. Hingegen ist der Abend das Alter des Tages; wir sind Abends matt, geschwätzig und leichtsinnig. Jeder Tag ist ein kleines Leben, — jedes Erwachen und Aufstehen eine kleine Geburt, jeder frische Morgen eine kleine Jugend, und jedes zu Bette Gehen und Einschlafen ein kleiner Tod. (P. I, 462 fg.)

2) Wert jedes Tages für das Lebensglück.

Um die Gegenwart und somit das ganze Leben recht zu genießen, sollten wir stets eingedenk sein, dass der heutige Tag nur Ein Mal kommt und nimmer wieder. Aber wir wähnen, er komme morgen wieder; morgen ist jedoch ein anderer Tag, der auch nur Ein Mal kommt. Wir aber vergessen, dass jeder Tag ein integrierender und daher unersetzlicher Teil des Lebens ist und betrachten ihn vielmehr als unter demselben so enthalten, wie die Individuen unter dem Gemeinbegriff. (P. I, 442. Vergl. auch unter Gegenwart: Genuss der Gegenwart als ein wichtiger Punkt der Lebensweisheit.)