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Schopenhauers Kosmos

 

 Stolz.

1) Gegensatz zwischen Stolz und Eitelkeit.

(S. Eitelkeit.)

2) Warum der Stolz nicht in unserer Willkür steht.

Stolz ist nicht, wer will, sondern höchstens kann, wer will, Stolz affektieren, wird aber aus dieser, wie aus jeder angenommenen Rolle bald herausfallen. Denn nur die feste, unerschütterliche Überzeugung von überwiegenden Vorzügen und besonderem Werte macht wirklich stolz. Diese Überzeugung mag nun irrig sein, oder auch auf bloß äußerlichen und konventionellen Vorzügen beruhen; — das schadet dem Stolz nicht, wenn sie nur wirklich und ernstlich vorhanden ist. Weil also der Stolz seine Wurzel in der Überzeugung hat, steht er, wie alle Erkenntnis, nicht in unserer Willkür. (P. I, 380.)

3) Das größte Hindernis des Stolzes.

Das größte Hindernis des Stolzes und folglich sein schlimmster Feind ist die Eitelkeit, als welche um den Beifall Anderer buhlt, um die eigene hohe Meinung von sich selbst darauf zu gründen, in welcher bereits ganz fest zu sein die Voraussetzung des Stolzes ist. (P. I, 380.)

4) Wo Stolz nötig und berechtigt ist.

Der Unverschämtheit und Dummdreistigkeit der meisten Menschen gegenüber tut Jeder, der irgend welche Vorzüge hat, ganz wohl, sie selbst im Auge zu behalten, um nicht sie gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen; denn wer, solche gutmütig ignorierend, mit Jenen sich geriert, als wäre er ganz ihres Gleichen, den werden sie treuherzig sofort dafür halten. Am meisten aber ist solches Denen anzuempfehlen, deren Vorzüge von der höchsten Art, d. h. reale und also rein persönliche sind, da diese nicht, wie Orden und Titel, jeden Augenblick durch sinnliche Einwirkung in Erinnerung gebracht werden; denn sonst werden sie oft genug das Sus Minervam exemplifiziert sehen. (P. I, 380 fg. H. 456.)

5) Von Wem hauptsächlich der Tadel des Stolzes ausgeht.

So sehr auch durchgängig der Stolz getadelt und verschrien wird, so ist doch zu vermuten, dass dies hauptsächlich von Solchen ausgegangen ist, die nichts haben, worauf sie stolz sein können. Die Tugend der Bescheidenheit ist eine erkleckliche Erfindung für die Lumpen. (P. I, 380 fg. Vergl. Bescheidenheit.)

6) Die wohlfeilste Art des Stolzes.

Die wohlfeilste Art des Stolzes ist der Nationalstolz (S. Nationalstolz.)