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Schopenhauers Kosmos

 

 Selbstschätzung.

Eigentlich ist nicht bloß der größte, sondern der einzig wahre geistige Schmerz Gefühl seines Unwertes; alle anderen geistigen Leiden können nicht nur geheilt, sondern auf der Stelle gänzlich aufgehoben werden durch das höhere Bewusstsein seines Wertes. Wer dessen recht gewiss ist, kann ganz gelassen sitzen unter Leiden, kann ohne Freude und ohne Freunde auf sich ruhen. So ein allmächtiger Trost ist lebhafte Erkenntnis des eigenen Wertes. Umgekehrt kann über Erkenntnis des eigenen Unwertes nichts auf der Welt je trösten; bloß verdecken lässt sie sich durch Trug und Gaukeleien, oder betäuben durch Getümmel, aber beides nicht auf die Dauer. (M. 346.)
Einen Punkt gibt es für jeden Menschen von ausgezeichnetem inneren Wert, zu welchem gelangt er geborgen ist; dieser Punkt ist der, wo er innig und völlig klar seinen eigenen Wert erkennt. Und da Wert immer relativ ist, indem dem Begriff die Bedeutung des Vergleichs wesentlich ist; so ist dies zugleich der Punkt, wo er den Unwert der Übrigen erkennt. Nun ist er geborgen; denn die Andern können ihn nie mehr irreführen; ihr Tun und ihr Meinen wiegt ihm jetzt leicht; er ist über alle Autorität erhaben, erkennt die Besten für seine Geistesbrüder und die Menge für bestand- und wesenlose Schatten. (M. 277.)