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Schopenhauers Kosmos

 

 Ruinen.

1) Erhabenheit der Ruinen.

Die noch dastehenden Ruinen des Altertums rühren uns unbeschreiblich, die Tempel zu Pästum, das Kolosseum, das Pantheon, Mäcenas Haus mit dem Wasserfall im Saal; denn wir empfinden die Kürze des menschlichen Lebens gegen die Dauer dieser Werke, die Hinfälligkeit menschlicher Größe und Pracht; das Individuum schrumpft ein, sieht sich als sehr klein, aber die reine Erkenntnis hebt uns darüber hinaus, wir sind das ewige Weltauge, das dieses Alles sieht, das reine Subjekt des Erkennens. Es ist das Gefühl des Erhabenen. (H. 363. W. I, 243 fg.)

2) Analogie der Ruine mit der Kadenz in der Musik.

Als Amplifikation der Analogie der Musik mit der Baukunst (s. unter Architektur: Vergleichung der Baukunst mit den übrigen Künsten.) könnte man noch hinzusetzen, dass, wenn die Musik, gleichsam in einem Anfall von Unabhängigkeitsdrang, die Gelegenheit einer Fermate ergreift, um sich, vom Zwang des Rhythmus losgerissen, in der freien Phantasie einer figurierten Kadenz zu ergehen, ein solches vom Rhythmus entblößtes Tonstück der von der Symmetrie entblößten Ruine analog sei, welche man demnach, in der kühnen Sprache des bekannten Witzwortes (dass Architektur gefrorene Musik sei) eine gefrorene Kadenz nennen mag. (W. II, 518.)