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Schopenhauers Kosmos

 

 Reizende, das.

1) Gegensatz zwischen dem Reizenden und Erhabenen.

Das eigentliche Gegenteil des Erhabenen ist das Reizende, d. i. Dasjenige, was den Willen dadurch, dass es ihm die Gewährung, die Erfüllung unmittelbar vorhält, aufregt. Entsteht das Gefühl des Erhabenen dadurch, dass ein dem Willen geradezu ungünstiger Gegenstand Objekt der reinen Kontemplation wird, die dann nur durch eine stete Abwendung vom Willen und Erhebung über sein Interesse erhalten wird, welches eben die Erhabenheit der Stimmung ausmacht; so zieht dagegen das Reizende den Beschauer aus der reinen Kontemplation, die zu jeder Auffassung des schönen erfordert ist, herab, indem es seinen Willen durch demselben unmittelbar zusagende Gegenstände notwendig aufreizt, wodurch der Betrachter nicht mehr reines Subjekt des Erkennens bleibt, sondern zum Bedürftigen, abhängigen Subjekt des Wollens wird. (W. I, 244 fg.)

2) Verwerflichkeit des Reizenden in der Kunst.

Das Reizende, als dem Zweck der Kunst entgegenwirkend, ist ihrer unwürdig und ist überall in ihr zu vermeiden, weil es den Willen aufregt und dadurch jeder ästhetischen Kontemplation des Gegenstandes ein Ende macht. (W. I, 245 fg. Vergl. Ästhetisch und Kunst.)

3) Zwei Arten des Reizenden.

Die eine, recht niedrige Art des Reizenden ist im Stillleben der Niederländer zu finden, wenn es sich dahin verirrt, dass die dargestellten Gegenstände Esswaren sind, die durch ihre täuschende Darstellung den Appetit erregen. Die zweite, in der Historienmalerei und Bildhauerei vorkommende Art besteht in nackten Gestalten, deren Stellung, halbe Bekleidung und ganze Behandlungsart darauf hinzielt, im Beschauer Lüsternheit zu erregen. (W. I, 245.)

4) Freiheit der Antiken vom Reizenden.

(S. die Alten.)

5) Das negativ Reizende.

(S. das Ekelhafte.)

6) Gegen die zu weite Fassung des Begriffs des Reizenden.

Dass man gewöhnlich jedes Schöne von der heiteren Art reizend nennt, ist ein durch Mangel an richtiger Unterscheidung zu weit gefasster Begriff, der gemissbilligt werden muss. (W. I, 245.)