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Schopenhauers Kosmos

 

 Opfer.

Mit dem Ursprung alles Theismus aus dem Willen, dem Herzen (vergl. unter Gott: Egoistischer Ursprung des Gottesglaubens) genau verwandt und ebenso aus der Natur des Menschen hervorgehend ist der Drang, seinen Göttern Opfer zu bringen, um ihre Gunst zu erkaufen, oder, wenn sie solche schon bewiesen haben, die Fortdauer derselben zu sichern, oder um Übel ihnen abzukaufen. Dies ist der Sinn jedes Opfers und eben dadurch der Ursprung und die Stütze des Daseins aller Götter, so dass man mit Wahrheit sagen kann, die Götter lebten vom Opfer. Denn eben weil der Drang, den Beistand übernatürlicher Wesen anzurufen und zu erkaufen, dem Menschen natürlich und seine Befriedigung ein Bedürfnis ist, schafft er sich Götter. Daher die Allgemeinheit des Opfers, in allen Zeitaltern und bei den allerverschiedensten Völkern, und die Identität der Sache, beim größten Unterschied der Verhältnisse und Bildungsstufe. Bloß im Christentum ist das eigentliche Opfer weggefallen, wiewohl es in Gestalt von Seelenmessen, Kloster-, Kirchen- und Kapellen-Bauten noch da ist. Im Übrigen aber, und zumal bei den Protestanten muss als Surrogat des Opfers Lob, Preis und Dank dienen. (P. I, 129—131.)