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Schopenhauers Kosmos

 

 Nacht.

1) Warum in der Nacht alle Töne und Geräusche lauter schallen.

(S. unter Licht: Antagonismus zwischen Licht und Schall.)

2) Erhabenheit der Nacht.

Schon die eintretende Stille jedes schönen Abends, wo das Gewirr und Getreibe des Tages schweigt, die Gestirne allmählich hervortreten, der Mond aufgeht, — stimmt erhaben, weil es uns ablenkt von der Tätigkeit, die unserm Willen dient und zur Einsamkeit und Betrachtung einladet. Die Nacht ist an sich erhaben. (H. 361.)

3) Die Nacht als die Zeit der Schreckbilder und Geistererscheinungen.

Die Einbildungskraft ist um so tätiger, je weniger äußere Anschauung uns durch die Sinne zugeführt wird. Daher sind Stille, Dämmerung, Dunkelheit ihrer Tätigkeit förderlich. (P. II, 639 fg.) Daher sollte die Lebensregel, in Hinsicht auf die unser Wohl und Wehe betreffenden Dinge die Phantasie im Zügel zu halten, am strengsten Abends beobachtet werden.
Des Abends, wann die Abspannung Verstand und Urteilskraft mit einer subjektiven Dunkelheit überzogen hat, nehmen die Gegenstände unserer Meditation, wenn sie unsere persönlichen Verhältnisse betreffen, leicht ein gefährliches Ansehen an und werden zu Schreckbildern. Am meisten ist dies der Fall Nachts, im Bette, als wo der Geist völlig abgespannt und daher die Urteilskraft ihrem Geschäfte gar nicht mehr gewachsen, die Phantasie aber noch rege ist. Da gibt die Nacht Allem und Jedem ihren schwarzen Anstrich. (P. I, 462.)
Die Nacht ist bloß darum die Geisterzeit, weil Finsternis, Stille und Einsamkeit, die äußeren Eindrücke aufhebend, jener von innen ausgehenden Tätigkeit des Gehirns, welche die Bedingung der Visionen ist, Spielraum gestatten; so dass man, in dieser Hinsicht, dieselbe dem Phänomen der Phosphoreszenz vergleichen kann, als welches auch durch Dunkelheit bedingt ist. (P. I, 291 fg.)