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Schopenhauers Kosmos

 

 Gnadenwahl.

1) Wahrheit der Lehre von der Gnadenwahl.

Der christlichen Lehre von der Gnadenwahl gab die Einsicht den Ursprung, dass der Hauptsache und dem Inneren nach die Tugend gewissermaßen, wie der Genius, angeboren ist, und dass so wenig als abstrakte Ästhetik Einem die Fähigkeit genialer Produktion beibringen kann, eben so wenig abstrakte Ethik einen unedlen Charakter zu einem tugendhaften, edlen umzuschaffen vermag. (W. I, 624 fg. P. II, 243.) Das Dogma von der Prädestination in Folge der Gnadenwahl und Ungnadenwahl (Röm. 9, 11—24) ist offenbar aus der Einsicht entsprungen, dass der Mensch sich nicht ändert, sondern sein Leben und Wandel, d. i. sein empirischer Charakter, nur die Entfaltung des intelligiblen ist, die Entwicklung entschiedener, schon im Kind erkennbarer, unveränderlicher Anlagen, daher gleichsam schon bei seiner Geburt sein Wandel fest bestimmt ist und sich bis ans Ende im Wesentlichen gleich bleibt. (W. I, 346.)

2) Die Konsequenzen aus der Verbindung dieser Einsicht mit jüdischen Dogmen.

Die Konsequenzen, welche aus der Vereinigung dieser ganz richtigen Einsicht mit den in der jüdischen Glaubenslehre vorgefundenen Dogmen hervorgingen und nun die allergrößte Schwierigkeit, den ewig unauflöslichen gordischen Knoten gaben, um welchen sich die allermeisten Streitigkeiten der Kirche drehen, kann die Philosophie nicht übernehmen und vertreten. (W. I, 346.)