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Schopenhauers Kosmos

 

 Gnade.

1) Gegensatz zwischen Natur und Gnade.

Notwendigkeit ist das Reich der Natur, Freiheit ist das Reich der Gnade. Natur ist die Bejahung des Willens zum Leben, Gnade die Verneinung des Willens, die Erlösung. (W. I, 478 fg. 483. Vergl. auch unter Christentum: Kern der christlichen Glaubenslehre.)

2) Gnadenwirkung.

Weil die Selbstaufhebung des Willens von der Erkenntnis ausgeht, alle Erkenntnis und Einsicht aber als solche von der Willkür unabhängig ist; so ist auch die Verneinung des Willens, der Eintritt in die Freiheit, nicht durch Vorsatz zu erzwingen, sondern geht aus dem innersten Verhältnis des Erkennens zum Wollen im Menschen hervor, kommt daher plötzlich und wie von Außen angeflogen. Daher eben nannte die Kirche sie Gnadenwirkung. Und weil in Folge solcher Gnadenwirkung das ganze Wesen des Menschen von Grund aus geändert und umgekehrt wird, so dass er nichts mehr will von Allem, was er bisher so heftig wollte, also wirklich gleichsam ein neuer Mensch an die Stelle des alten tritt, nannte sie diese Folge der Gnadenwirkung die Wiedergeburt. (W. I, 478 fg. Vergl. unter Charakter: Aufhebung des Charakters.) Die gänzliche Sinnesänderung des Menschen (Wiedergeburt) ist nicht die Wirkung abstrakter Erkenntnis (Ethik), sondern intuitiver Erkenntnis (Gnadenwirkung). (W. I, 625.)