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Schopenhauers Kosmos

 

 Glückseligkeitslehre.

1) Voraussetzung der Glückseligkeitslehre.

Die Glückseligkeitslehre (Eudämonologie) ist die Anleitung oder Anweisung zu einem möglichst angenehmen und glücklichen Leben. Sie setzt folglich voraus, dass das Dasein dem Nichtsein entschieden vorzuziehen ist, und dass wir da sind, um glücklich zu sein. Sie beruht also auf einer optimistischen Voraussetzung, die verglichen mit der ganzen Beschaffenheit, dem wesentlichen Charakter des Lebens, und angesehen vom höheren metaphysisch-ethischen Standpunkte aus, sich als Irrtum erweist. (P. I, 331. W. II, 726 ff.)

2) Wert der Glückseligkeitslehre.

Vom pessimistischen Standpunkt aus, welcher die Voraussetzung der Eudämonologie als einen Irrtum verwirft, kann die Aufstellung einer solchen nur auf einer Akkommodation an den gewöhnlichen Standpunkt beruhen. Demnach kann auch ihr Wert nur ein bedingter sein, da selbst das Wort Eudämonologie nur ein Euphemismus ist. (P. I, 331.)

3) Inhalt der Glückseligkeitslehre.

Da der Unterschied im Lose der Sterblichen auf folgenden drei Grundbestimmungen beruht:
1) Was Einer ist: die physische, Intellektuelle und moralische Beschaffenheit der Person.
2) Was Einer hat: Eigentum und Besitz.
3) Was Einer vorstellt: Ehre, Rang und Ruhm —
so betrachtet die (Schopenhauersche) Eudämonologie den Einfluss dieser Lebensgüter auf das Lebensglück und vergleicht sie in dieser Hinsicht mit einander. Das Ergebnis dieser Betrachtung und Vergleichung ist, dass der Einfluss dessen, was Einer ist oder an sich selber hat, also der Einfluss der eigenen Persönlichkeit auf das Lebensglück viel wesentlicher und durchgreifender ist, als der Einfluss dessen, was Einer hat und was Einer darstellt. Die Eudämonologie verkennt zwar nicht den Wert dieser beiden letzten Arten von Lebensgüteren für das Lebensglück, bestimmt ihn jedoch nur als einen relativen. (P. I, 333—429.)
Außer der Betrachtung und Vergleichung des Einflusses der drei Hauptarten von Lebensgüteren auf das Lebensglück enthält die (Schopenhauersche) Eudämonologie noch Paränesen und Maximen, Ansichten und Ratschläge, betreffend das glückliche Leben, welche zerfallen in a) allgemeine, b) in solche, welche unser Verhalten gegen uns selbst, c) solche, welche unser Verhalten gegen Andere, d) solche, welche unser Verhalten gegen den Weltlauf und das Schicksal betreffen. (P. I, 431—507.)