rel='stylesheet' type='text/css'>
Schopenhauers Kosmos

 

 Gewohnheit.

1) Verwandtschaft der Gewohnheit mit der Trägheit.

Die Macht der Gewohnheit beruht auf der Trägheit, und dies ist im eigentlicheren Sinne zu verstehen, als es scheint. Was nämlich für die durch mechanische Ursachen bewegten Körper die Kraft der Trägheit ist, eben Dies ist für die durch Motive bewegten Körper die Macht der Gewohnheit. Die aus Gewohnheit geschehenden Handlungen geschehen ohne individuelles, einzelnes, eigens für diesen Fall wirkendes Motiv. Bloß die ersten Exemplare jeder zur Gewohnheit gewordenen Handlung haben ein Motiv gehabt, dessen Nachwirkung die jetzige Gewohnheit ist, gerade so wie ein durch Stoß bewegter Körper keines neuen Stoßes mehr bedarf, um seine Bewegung fortzusetzen. Diese Verwandtschaft der Gewohnheit mit der Trägheit ist kein bloßes Gleichnis, sondern es ist Identität der Sache, nämlich des Willens auf weit verschiedenen Stufen seiner Objektivation, welchen gemäß sich das selbe Bewegungsgesetz so verschieden gestaltet. (P. II, 619 fg.)

2) Unterschied zwischen den gewohnheitsmäßigen und den aus der Konstanz des Charakters hervorgehenden Handlungen.

Gar Manches, was der Macht der Gewohnheit zugeschrieben wird, beruht vielmehr auf der Konstanz und Unveränderlichkeit des angeborenen Charakters, in Folge welcher wir unter gleichen Umständen stets das Selbe tun, welches daher mit gleicher Notwendigkeit das erste, wie das hundertste Mal geschah. (P. II, 619.)