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Schopenhauers Kosmos

 

 Gesellschaft.

1) Gleisnerei und Fadheit der Gesellschaft.

Ein Beispiel von der Gleisnerei der Welt geben unter anderen viele geladene Gäste in Feierkleidern, unter festlichem Empfange; sie sind das Aushängeschild der edlen, erhöhten Geselligkeit. Aber statt ihrer ist, in der Regel, nur Zwang, Pein und Langeweile gekommen; denn schon wo viele Gäste sind, ist viel Pack, — und hätten sie auch sämtlich Sterne auf der Brust. Die wirklich gute Gesellschaft ist nämlich, überall und notwendig, sehr klein. (P. I, 436.) Jede Gesellschaft erfordert notwendig eine gegenseitige Akkommodation und Temperatur; daher wird sie, je größer, desto fader. (P. I, 446.)

2) Gegensatz zwischen der Rangliste der Natur und der Rangliste der Gesellschaft.

Während die Natur zwischen Menschen die weiteste Verschiedenheit, im Moralischen und Intellektuellen, gesetzt hat, stellt die Gesellschaft, diese für nichts achtend, sie alle gleich, oder vielmehr sie setzt an ihre Stelle die künstlichen Unterschiede und Stufen des Standes und Ranges, welche der Rangliste der Natur sehr oft diametral entgegen laufen. Was den großen Geistern die Gesellschaft verleidet, ist die Gleichheit der Rechte, folglich der Ansprüche, bei der Ungleichheit der Fähigkeiten, folglich der (gesellschaftlichen) Leistungen der Andern. Die sogenannte gute Sozietät lässt Vorzüge aller Art gelten, nur nicht die geistigen. Sie verpflichtet uns, gegen jede Torheit, Narrheit, Verkehrtheit, Stumpfheit, Grenzenlose Geduld zu beweisen; persönliche Vorzüge hingegen sollen sich Verzeihung erbetteln, oder sich verbergen; denn die geistige Überlegenheit verletzt durch ihre bloße Existenz, ohne alles Zutun des Willens. (P. I, 446 fg.)

3) Wichtigkeit der gleichen Stimmung für die gesellige Gemeinschaft und Beförderungsmittel derselben.

Selbst zwischen den homogensten, harmonierendsten Persönlichkeiten entstehen durch die Verschiedenheit ihrer gegenwärtigen Stimmung leicht Dissonanzen, zu deren Aufhebung stets eine gleichschwebende Temperatur einführen zu können eine Leistung der höchsten Bildung wäre. Wie viel Gleichheit der Stimmung für die gesellige Gemeinschaft leiste, lässt sich daran ermessen, dass sogar eine zahlreiche Gesellschaft zu lebhafter geistiger Mitteilung und aufrichtiger Teilnahme, unter allgemeinem Behagen, erregt wird, sobald irgend etwas Objektives, sei es eine Gefahr, oder eine Hoffnung, oder eine Nachricht, oder ein seltener Anblick u. s. w. auf alle zugleich und gleichartig einwirkt. Denn Dergleichen, indem es alle Privatinteressen überwältigt, erzeugt universelle Einheit der Stimmung. In Ermangelung einer solchen objektiven Einwirkung wird in der Regel eine subjektive ergriffen und sind demnach die Flaschen, auch Tee und Kaffee das gewöhnliche Mittel, eine gemeinschaftliche Stimmung in die Gesellschaft zu bringen. (P. I, 475.)