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Schopenhauers Kosmos

 

 Beredsamkeit.

1) Definition der Beredsamkeit.

Beredsamkeit ist die Fähigkeit, unsere Ansicht einer Sache, oder unsere Gesinnung hinsichtlich derselben, auch in Anderen zu erregen, unser Gefühl darüber in ihnen zu entzünden und sie so in Sympathie mit uns zu versetzen; dies Alles aber dadurch, dass wir, mittelst Worten, den Strom unserer Gedanken in ihren Kopf leiten, mit solcher Gewalt, dass er den ihrer eigenen von dem Gange, den sie bereits genommen, ablenkt und in seinen Lauf mit fortreißt (W. II, 129.)

2) Quelle der Beredsamkeit.

Aus der angegebenen Definition wird begreiflich, warum die eigene Überzeugung und die Leidenschaft beredt macht, und überhaupt Beredsamkeit mehr Gabe der Natur, als Werk der Kunst ist, obgleich auch hier die Kunst die Natur unterstützt. (W. II, 130.)

3) Regeln der Beredsamkeit.

Um Einen von einer Wahrheit, die gegen einen von ihm festgehaltenen Irrtum streitet, zu überzeugen, ist die erste Regel diese: Man lasse die Prämissen vorangehen, die Konklusion aber folgen. Das entgegengesetzte Verfahren des Eifers und der Rechthaberei macht den Gegner leicht kopfscheu, macht ihn unzugänglich für alle Gründe und Prämissen, von denen er schon vorher weiß, zu welcher unliebsamen Konklusion sie führen. (W. II, 130; H. 41 fg.)
Beim Verteidigen einer Sache bringe man nicht alles Ersinnliche, was sich dafür sagen lässt, Wahres, Halbwahres und bloß Scheinbares durcheinander vor; denn das Falsche verdächtigt das mit ihm zusammen vorgetragene Triftige und Wahre. Man gebe also dieses rein und allein und hüte sich, eine Wahrheit mit sophistischen Gründen zu verteidigen, da der Gegner durch Umstoßen dieser den Schein gewinnt, auch die darauf gestützte Wahrheit umgestoßen zu haben. (W. II, 130.)