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Schopenhauers Kosmos

 

 Außenwelt.

l) Idealität der Außenwelt.

So unermesslich und massiv die Außenwelt auch sein mag, so hängt ihr Dasein doch an einem einzigen Fädchen, und dieses ist das jedesmalige Bewusstsein, in welchem sie dasteht. Diese Bedingung, mit welcher das Dasein der Welt unwiderruflich behaftet ist, drückt ihr, trotz aller empirischen Realität, den Stempel der Idealität und somit der bloßen Erscheinung auf, wodurch sie, wenigstens von einer Seite, als dem Traum verwandt, ja, als in die selbe Klasse mit ihm zu sehen, erkannt werden muss. Denn die selbe Gehirnfunktion, welche während des Schlafes eine vollkommen objektive, anschauliche, ja handgreifliche Welt hervorzaubert, muss eben so viel Anteil an der Darstellung der objektiven Welt des Wachens haben. Beide Welten nämlich sind, wenn auch durch ihre Materie verschieden, doch offenbar aus Einer Form gegossen. Diese Form ist der Intellekt, die Gehirnfunktion. (W. I, 17—21; II, 4.)

2) Die transzendentale Idealität hebt nicht die empirische, sondern nur die absolute Realität der Außenwelt auf

Bei aller transzendentalen Idealität behält die objektive Welt empirische Realität; das Objekt ist zwar nicht Ding an sich, aber es ist als empirisches Objekt real. Zwar ist der Raum nur in meinem Kopf, aber empirisch ist mein Kopf im Raum. Das Kausalitätsgesetz kann zwar nimmermehr dienen, den Idealismus zu beseitigen, indem es nämlich zwischen den Dingen an sich und unserer Erkenntnis von ihnen eine Brücke bildete und sonach der in Folge seiner Anwendung sich darstellenden Welt absolute Realität zusicherte; allein Dies hebt keineswegs das Kausalitätsverhältnis der Objekte unter einander, also auch nicht Das auf, welches zwischen dem eigenen Leibe jedes Erkennenden und den übrigen materiellen Objekten unstreitig Statt hat. Aber das Kausalitätsgesetz verbindet bloß die Erscheinungen, führt hingegen nicht über sie hinaus. Wir sind und bleiben mit demselben in der Welt der Objekte, d. h. der Erscheinungen, also eigentlich der Vorstellungen. (W. II, 22.)
Nichts wird so anhaltend missverstanden als der Idealismus, indem er dahin ausgelegt wird, dass er die empirische Realität der Außenwelt leugne. Der wahre Idealismus (d. i. der transzendentale) lässt die empirische Realität der Welt unangetastet, hält aber fest, dass alles Objekt, also das empirisch Reale überhaupt, durch das Subjekt zweifach bedingt ist: erstlich materiell oder als Objekt überhaupt, weil ein objektives Dasein als solches nur einem Subjekt gegenüber und als dessen Vorstellung denkbar ist; zweitens formell, indem die Art und Weise der Existenz des Objekts, d. h. des Vorgestelltwerdens (Raum, Zeit, Kausalität), vom Subjekt ausgeht, im Subjekt prädisponiert ist. (W. II, 8 fg.) Der transzendentale Idealismus macht also der vorliegenden Welt ihre empirische Realität durchaus nicht streitig, sondern besagt nur, dass diese keine unbedingte sei, indem sie unsere Gehirnfunktionen zur Bedingung hat; dass mithin diese empirische Realität selbst nur die Realität einer Erscheinung sei. (P. I, 90.)

3) Wahrer Sinn der Frage nach der Realität der Außenwelt.

Der wahre Sinn der Frage nach der Realität der Außenwelt, welche die Philosophen so anhaltend beschäftigt hat, ist dieser: Was ist diese anschauliche Welt noch außerdem, dass sie meine Vorstellung ist? Ist sie, deren ich mir nur einmal und zwar als Vorstellung bewusst bin, ist sie, wie mein eigener Leib, dessen ich mir doppelt (nämlich als Vorstellung und Wille) bewusst bin, ebenfalls einerseits Vorstellung, andererseits Wille? (W. I, 21 fg.)