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Schopenhauers Kosmos

 

 Angeboren.

1) Das Intellektuell Angeborene.

Obschon dem Intellekt die Form seines Erkennens angeboren ist, so ist es doch nicht der Stoff oder die Materie derselben. Dies war es, was die Lehre von den angeborenen Ideen, die Cartesius und Leibniz behaupteten und Locke bestritt, eigentlich besagte. (H. 429.) Eine, materielle Erkenntnisse ursprünglich und aus eigenen Mitteln liefernde und daher über alle Möglichkeit der Erfahrung hinaus positiv belehrende Vernunft, als welche dazu angeborene Ideen enthalten müsste, ist eine reine Fiktion der Philosophieprofessoren. (G. 117; P. I, 200.) Diesen Verfechtern der, materielle Kenntnisse aus eigenen Mitteln (angeborenen Ideen) liefernden Vernunft ist Lockes erstes, ausdrücklich gegen alle angeborenen Erkenntnisse gerichtetes Buch zu empfehlen, besonders im dritten Kapitel desselben die §§. 21—26. Denn obwohl Locke in seinem Leugnen aller angeborenen Wahrheiten insofern zu weit geht, als er es auch auf die formalen Erkenntnisse ausdehnt, worin er später von Kant auf das Glänzendste berichtigt worden ist, so hat er doch hinsichtlich aller materiellen, d. i. Stoff gebenden Erkenntnisse, vollkommen und unleugbar Recht. (G. 117 fg.)
Durch Beispiel, Gewohnheit und sehr frühzeitiges, festes Einprägen gewisser Begriffe, ehe irgend Erfahrung, Verstand und Urteilskraft da wären, das Werk zu stören, werden dem großen Haufen Gedanken eingeimpft, die nachher so fest und durch keine Belehrung zu erschüttern haften, als wären sie angeboren, wofür sie auch oft, selbst von Philosophen, angesehen werden. (W. II, 74. 208.)

2) Das ethisch Angeborene.

Es gibt nur einen angeborenen Irrtum und es ist der, dass wir da sind, um glücklich zu sein. Angeboren ist er uns, weil er mit unserm Dasein selbst zusammenfällt und unser ganzes Wesen eben nur seine Paraphrase, ja unser Leib sein Monogramm ist. (W. II, 726.) Die Eudämonologie beruht auf diesem angeborenen Irrtum. (P. I, 331.)
Der individuelle Charakter ist angeboren (s. Charakter). — Da der Charakter angeboren ist, — die Taten bloß seine Manifestationen, — der Anlass zu großen Missetaten nicht oft kommt, starke Gegenmotive abschrecken, für uns selbst unsere Sinnesart sich durch Wünsche, Gedanken, Affekte offenbart, wo sie Anderen unbekannt bleibt; so ließe sich denken, dass Einer gewissermaßen ein angeborenes schlechtes Gewissen hätte, ohne große Bosheiten verübt zu haben. (H. 398.)
(Über die Echtheit des Angeborenen im Gegensatz zu dem Beabsichtigten siehe Echt.)