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Schopenhauers Kosmos

 

 Absolut. Das Absolute.

1) Der Begriff des Absoluten hat Realität allein an der Materie.

Versteht man unter dem so viel gebrauchten Ausdruck Absolutum Das, was nie entstanden sein, noch jemals vergehen kann, woraus hingegen Alles, was existiert, besteht und geworden ist, so hat man dasselbe nicht in imaginären Räumen zu suchen, sondern es ist ganz klar, dass jenen Anforderungen die Materie gänzlich entspricht. (P. II, 114.) Das Prädikat absolut hat an der Materie seinen alleinigen Beleg, dadurch es Realität erhält und zulässig ist, außerdem es ein Prädikat, für welches gar kein Subjekt zu finden, mithin ein aus der Luft gegriffener, durch nichts zu realisierender Begriff sein würde. (E. Vorr. XXVI.) Besser als alle erfaselten Nebelgestalten jener seit Kant versuchten Philosophie, deren alleiniges Thema das Absolute bildet, entspricht den Anforderungen an ein solches die Materie. Diese ist unentstanden und unvergänglich, also wirklich unabhängig und quod per se est et per se concipitur. Aus ihrem Schoß geht Alles hervor und Alles in ihn zurück: was kann man von einem Absoluten weiter verlangen? (W. I, 574.)

2) Wie das Absolute nicht zu denken ist.

Das Absolute ist nicht als erste Ursache zu denken, weil es eine erste Ursache überhaupt nicht gibt (s. Ursache). Es ist auch nicht als das Unbedingt-Notwendige zu denken, weil Notwendigsein durchaus und überall nichts Anderes besagt als aus einem Grunde folgen, ein solcher also die Bedingung aller Notwendigkeit und mithin das Unbedingt-Notwendige eine contradictio in adjecto, also gar kein Gedanke, sondern ein hohles Wort ist. (P. I, 199.) Endlich ist das Absolute auch nicht als Objekt zu denken, denn alles Objektive ist stets nur ein Sekundäres, nämlich eine Vorstellung. Beim Objektiven können wir nie zu einem Ruhepunkt, einem Letzten und Ursprünglichen, gelangen, weil wir hier im Gebiete der Vorstellungen sind, diese aber sämtlich dem Satz vom Grunde unterworfen sind, dessen Forderung jedes Objekt sogleich verfällt. Auf ein angenommenes objektives Absolutum dringt sogleich die Frage Woher? und Warum? zerstörend ein, vor der es weichen und fallen muss. (P. I, 84.) Die Gültigkeit des Satzes vom Grunde liegt so sehr in der Form des Bewusstseins, dass man schlechterdings sich nichts objektiv vorstellen kann, davon kein Warum weiter zu fordern wäre, also kein absolutes Absolutum, wie ein Brett vor dem Kopf. Dass Diesen oder Jenen seine Bequemlichkeit irgendwo still stehen und ein solches Absolutum beliebig annehmen heißt kann nichts ausrichten gegen jene unumstößliche Gewissheit a priori (W. I, 573 fg.)

3) Gegen den Missbrauch, der mit dem Absoluten getrieben wird.

Das ganze, sich für Philosophie ausgebende Gerede vom Absoluten läuft auf einen verschämten und daher verlarvten kosmologischen Beweis zurück. (W. II, 50.) Es ist nichts Anderes, als der kosmologische Beweis inkognito. (W. I, 574. P. I, 123.)
Diejenigen, welche vorgeben, ein Urwesen, Absolutum, oder wie sonst man es nennen will, nebst dem Prozess, den Gründen, Motiven oder sonst was, infolge welcher die Welt daraus hervorgeht oder quillt, oder fällt, oder produziert, ins Dasein gesetzt, entlassen und hinauskomplimentiert wird, zu erkennen, — treiben Possen, sind Windbeutel, wo nicht gar Scharlatane. (W. II, 206.)